Montag, 30. Juni 2014

Das offizielle Finisher Foto ist eingetroffen


Mit ziemlicher Verspätung lag heute das Foto vom "Zielpfosten" in John O'Groats im Briefkasten. Etwas sehr blass und zu viel Himmel. 

Ich bin etwas enttäuscht - aber immerhin habe ich ein Foto von mir und dem "kleinen Schwarzen" :-)

Der "professionelle Fotograf" am offiziellen Zielpfosten hat mich überredet doch noch ein Foto für 10 Pfund machen zu lassen. Da Ergebnis gibt es nur als Papierfoto per Briefpost. "Scannen und veröffentlichen ist unter Strafandrohung verboten".
Eigene Fotos mit dem Pfosten, der nachts weggeräumt wird, weil er zu oft geklaut wurde, sind verboten - allenfalls aus gebotener Entfernung.

Deswegen gibt es noch einen zweiten - 200 Meter weiter...

Sonntag, 29. Juni 2014

Eine Woche später...

Gut eine Woche bin ich aus England zurück. Also der Körper jedenfalls. Der Kopf ist noch unterwegs. Die ersten Arbeitstage sind mir unglaublich schwer gefallen und jede Nacht verarbeite ich die Reise in meinen Träumen; bin noch unterwegs. Morgens wache ich schweißnass auf, von dem was ich die Nacht über erlebt habe :-)

Interessanter ist jedoch, dass sich mein Körper auch immer noch im "Kriegszustand" befindet. Ich bin pünktlich um 6 Uhr früh wach, vor allem aber habe ich permanent Hunger. Der Körper vermutet, dass es jeden Augenblick wieder losgeht und fordert Kalorien um vorbereitet zu sein. Da muss ich jetzt ein wenig abbremsen, denn "los" ist es in dieser Woche nur einmal gegangen, als der "rote Büffel" nach Feierabend auf die Piste wollte. Die mittlerweile ungewohnte Sitzposition hat die Beinmuskulatur ziemlich gefordert. Von Holger habe ich die Ersatz-Sattelstütze abgeholt und eingebaut. Etwas kann ich an der Position noch feilen, aber durch die völlig andere Rahmengeometrie sitze ich grundsätzlich anders als auf dem "kleinen Schwarzen". Wir müssen uns nach über 3000 Kilometern wieder aneinander gewöhnen ;-))

Das kleine Schwarze habe ich als allererstes auseinander- und vor allem zurück gebaut. Es war so unglaublich dreckig. Besonders natürlich die Kette, Kettenblätter und Ritzel. Zwei Nachmittage habe ich verbracht, um es wieder zum glänzen zu bringen.
Bleibende Schäden hat es außer ein paar kleinen Kratzern im Lack, die beim ihm mittlerweile eher Trophäen sind wie Kerben im Griff eines Revolvers, nicht davon getragen. Lediglich die Flaschenhalter sind gebrochen. Beide haben schon einige Jahre auf dem Buckel. Vermutlich Materialermüdung.

Unter der Woche wurde ich von vielen Menschen auf die Reise angesprochen. Die Streckenlänge und auch die Länge der täglichen Etappen hat sie alle sehr beeindruckt. Für die meisten ist das eine unfassbare Leistung. Natürlich fahren viele keine 3000 Kilometer in so kurzer Zeit, wahrscheinlich nicht einem Jahr oder über einen noch längeren Zeitraum. Aus ihrer der Sicht ist das sicher ungewöhnlich, aber ich empfinde das nicht so. Na klar, war es anstrengender, als drei Wochen am Strand zu liegen (wobei das überhaupt nicht mein Ding ist), aber für mich war es ein Urlaub. Einer, von dem ich noch lange zehren werde.




Freitag, 27. Juni 2014

Bericht im Westfalenblatt v. 27.06.2014


http://reiner-doepke.de/images/presse/presse_reiner/2014/20140625_HallerKreisblatt.pdf

Allmählich muss ich anfangen Autogramme zu üben und einen Online-Fanshop einrichten  ;-)

Mittwoch, 25. Juni 2014

Bericht im Haller Kreisblatt



Nach einen sehr netten Gespräch mit dem Lokalsport-Redakteur Philipp Kreutzer gestern Mittag erschien heute dieser Bericht im Haller Kreisblatt.

Montag, 23. Juni 2014

LEJOG - Presse

Auf meiner Website sind die beiden erschienenen Presseartikel aus dem Westfalenblatt und Bad Laer Aktuell einsehbar.
Im Westfalenblatt und Haller Kreisblatt sollen in den nächste Tagen weitere Beichte veröffentlicht werden

20. Etappe: Homerun

CHIP und REISE ENGEL

Der redselige Wirt von "Black Swan" in Leyburn hatte mir nahegelegt, nicht nach Hull, sondern bis maximal Beverley zu fahren und in der schönen Kleinstadt, ca. 15-20 KM vor Hull gelegen, auf die Abfahrt der Fähre nach Rotterdam zu warten. "Hull. Kriminalität und Prostitution, Drogen und Alkohol". Nun gegen anständiges Bier hätte ich keine Einwände gehabt - auf den Rest hatte ich keine Lust.

Zum Frühstück um 8 Uhr begrüßte er mich mit "Mahlzeit". danach ließ ich es ruhig angehen. Eigentlich. Die Beine drehen in sich bei schönen warmen Wetter und angenehm kühlenden Wind wie wild. Schon um kurz nach 13 Uhr war ich in York - 70KM und in etwa Halbzeit. Die Altstadt war von Touristen überflutet - da bin ich gleich weiter gefahren. Durch Landschaften, wie wir sie von zuhause aus kennen. Immer entlang der mäßig befahrenen B1079. Der Plan war immer noch vor Hull zum stehen zu kommen. Das habe ich nicht geschafft. 

Ortseingang Hull: ein großes Hinweisschild: "Radfahrer! Notieren Sie sich die Rahmennummer Ihres Fahrrades und lassen Sie Ihr Gepäck registrieren". Keine guten Vorzeichen, hier einen ganzen Tag zu verbringen. Ich bin ohne Umweg in den Hafen zu P&O gefahren und habe gefragt, ob man mich einen Tag früher mitnehmen könnte. Für eine Umbuchungsgebühr von £37 war das der Fall. Das war mir lieben, als a) für eine Übernachtung deutlich mehr zu bezahlen und b) einen ganzen Tag mit dem Rad und Gepäck am Hacken in Hull herumzulungern.


Um 16:30 war boarding zur abfahrt um 20:30h. Ich bekam eine Innen-Doppelkabine und war zufrieden, als ich später feststellen konnte, dass ich sie für mich alleine hatte.

Am Abendbuffet war ich fünfmal - plus Käse zum Nachtisch, ohne nennenswerte Magenerweiterung :-).

Abgesehen davon, dass eine Innenkabine logischerweise über kein Fenster verfügt und daher etwas beklemmend wirkt, lag meine Kammer über der Disco, ein Deck tiefer. Erst Livemusik - später DJ. Aber irgendwie fand ich dann doch meinen Schlaf.

Sechs Uhr wach werden, 7 Uhr Frühstück - nicht am Buffet. Das war mir zu voll.

Mit zwanzig Minuten Verspätung war ich um 9:20h wieder auf dem europäischen Kontinent angekommen.


Das Gefühl: Mhh. Kein Glücksgefühl jedenfalls. Eher ein Abschied. Aber ich bin noch nicht angekommen und hoffe, dieses Gefühl hält noch sehr lange an...

Bis hier hin vielen Dank für's lesen. Ich werde in den nächsten Tagen noch die eine oder andere Betrachtung nachschieben. Bleibt dran!

Freitag, 20. Juni 2014

Hull

Ein "Ozeanriese" schwimmt im schokoladenbraunem Wasser an der "Pride of Rotterdam" vorbei.

Hull

Heute gibt es keine Fotos. Die Beine haben alles gegeben und so mit nur einem Tankstellen Stopp durch bis Hull gefahren.

Für 37 Pfund könnte ich die Fährüberfahrt auf heute umbuchen. Eine Übernachtung in dieser gruselig anmutenden Stadt wäre vermutlich teurer geworden und ich hätte morgen den ganzen Tag nicht viel sinnvolles machen können.
Den ganzen Tag mit Rad und Gepäck rumeimern ist auch nicht die Erfüllung. Und wer weiß, wie das Wetter geworden wäre.

In 15 Minuten ist Boading. Leinen los um 20:30 Uhr und Ankunft Morgen früh um 9 Uhr in Rotterdam.


Donnerstag, 19. Juni 2014

Hexham - Leyburn





19. Etappe Hexham - Leyburn

Oha. Da hat der Tourdesigner in seinem jugendlichen Übermut noch einmal alles gefordert. In den letzten Tagen habe ich das wohl geahnt. Die Berge bin ich gefühlt immer langsamer hoch gekommen und ziemlich anstrengend fand ich sie auch. Der Körper wird nach drei Wochen etwas müde und die Motivation, schnell einen Berg hochzufahren, ist auch nicht mehr so wie am erstenTag, als die Halsschlagader an die Schädeldecke klopfte.
Ich habe mich daher frühzeitg nach einer Alternativroute zu dem geplanten 135-KM-Trip umgesehen, mir aber bis Barnard Castle, bei ungefähr 60 KM offengehalten, ob ich um 20 KM reduziere. Damit wollte ich den Schlenker durch die Yorkshire Dales verkürzen.

Schon direkt in Hexham begannen die Anstiege, die mich den ganzen lieben langen Tag beschäftigen sollten. Es war bewölkt und kühl, so dass ich trotz der Anstiege am Derwent Water Resevoir die Windweste und Armlinge anzog.
Gefühlt kam ich kaum vom Fleck. Ein Blick auf den Garmin bestätigte das. Durchschnittsgeschwindigkeiten unter 16 KM/h liessen nicht Gutes erwarten. Von dem Stausee, auf dem unglaublich viele Enten schwammen, die wild durcheinander laberten, ging es nahtlos über in den Northhumberland National Parc. Von dort durch die Weardales und Teasdales. Will sagen: laaange Anstiege zwischen 5 und 10% bis auf etwas über 400 Meter ü.n.N. Das ist nicht wirklich hoch, aber das ständige auf und ab fordert die mentale Stärke und macht die Beine müde. Zwischendurch immer wieder garniert mit Anstiegen im zweistelligen Prozentbereich. Einmal musste ich tatsächlich vom Rad und schieben. Zur Belohnung war ich auf schmalen, einsamen, einspurigen Straßen alleine mit mir und der Natur. Mit den frei laufenden Schafen und dem Gezwitscher der Vögel. Die Wolken hatten sich inzwischenn rar gemacht, es wurde wämer und die Sonne gab alles, um mir einen ein Zentimeter breiten Streifen am rechten Oberarm zu verbrennen. Mit Erfolg :-) 

Barnard Castle bei 60 KM. Nun musste die Entscheidung fallen. Mir war kalt, ich hatte keine rechte Lust mehr. Ein COSTA Cafe musste herhalten, um meine Gier nach Kalorien und Wärme mit einer riesen heissen Schokolade, einer Flasche Cola und einem Panini zu befriedigen. Der Ofen begann wieder zu heizen und ich beschloss zwar abzukürzen, mir aber einen Weg abseits der Hauptstrassen zu suchen.

Fehler oder nicht. Eine Herausforderung war es allemal. Die Landschaft der Yorkshire Dales ähnelte denen der Dales zuvor und ich war dann doch froh, als ich zeitig im "Black Swan" in Leyburn eintraf. Ein Bier an der Theke, eines in der Sonne vor dem Hotel auf dem Marktplatzmund späte eines beim guten Essen. So lässt es sich aushalten.

Das England noch später 2:1 verloren hat, habe ich schon nicht mehr mitbekommen - da habe ich schon tief und fest geschlafen :-)

Leyburn ist am 5. Juli Station der Tour de France. Alles ist geachmückt und selbst am Kirchturm hängt ein gelbes Fahrrad

Mittwoch, 18. Juni 2014

18. Etappe Edinburgh - Hexham

Vor der heutigen und auch morgigen Etappe hatte bzw. habe ich noch einmal Respekt. Von Edinburgh kommend geht es zunächst in den North Humberland National Parc und morgen in die Yorkshire Dales.
Den heutigen Tag hatte ich schon letzte Woche um 20 Kilometer auf 160 entschärft. Das sind auch gut 200 Höhenmeter weniger, als ursprünglich geplant.

Furchtbar schlecht habe ich in der Hütte im Außenbezirk geschlafen, trotzdem ich mir einige Bierchen gegönnt hatte. Das Frühstück passte zu dem "Hotel". Es mache satt, aber mehr auch nicht. Um kurz nach 8 Uhr war ich dann schon im Sattel. etwas frisch, aber nicht kalt war es im Morgennebel. Heute würde ich mich fast komplett auf den GARMIN verlassen müssen, da ich den Streckenverlauf nicht in die Straßenkarte eingezeichnet hatte, die ich immer bei mir trage. Ich muss sagen: das Geräte und natürlich die Website, die ich für die Planung nutze, haben einen guten Job gemacht. Einen sehr guten. Den Berufsverkehr in Richtung Edinburgh konnte ich weitgehend auf einsamen Wirtschaftswegen umgehen. 
Später kam ich auf die A7 - die ich eigentlich umgehen wollte, weil ich vermutete, dass auch sie sehr stark befahren ist. Dem war aber nicht so. Wenig Verkehr und guter Asphalt bis Galashields.
Hier wechselte ich auf die A68 und verließ sie nicht mehr bis 13 KM vor Hexham. Eine wunderbare Straße, mit erneut wenig Verkehr durch durch Galashields und Jedburgh . Mittagspause bei Sandwich, heißer Schokolade und Cola in Jedburgh - in strahlendem Sonnenschein. Anschließend ging es in den Northhumberland  National Parc. wunderschön. Anstiege, die die zuvor zugeführte Energie rechtfertigen und wieder tolle Panoramen in einsamen Gegenden. 
Hier überschritt ich nun auch wieder die Grenze von Schottland nach England auch 400 Meter über dem Meeresspiegel. Danach eine wunderschöne, kilometerlange Abfahrt auf gutem Asphalt und verkehrsarmen Straßen.

Ein ständiges Auf und Ab war heute mein Begleiter. Steigungen, die ob in den zweistelligen Bereich gingen, aber auch schöne Abfahrten.
Die Landschaft heute: Eine Mischung aus Allgäu und teilweise Schwarzwald. Sanft geschwungene Hügel mit einigen Stichen mittendrin. 
Ca. 50 KM vor Hexham gönnte ich mir noch ein Bierchen in der prallen Sonne. "Golden Plower".  Ich habe es mir verdient. :-)

Die Unterkunft heute: Auch wieder am unteren Ende der Skala angesiedelt. aber zumindest sind die Leute freundlich. Das Essen ist kein Überflieger, aber es wird ohne Durchfallerscheinungen durchgereicht in den Verdauungstrakt.

Dem Regen und dem Gewitter bin ich heute jedenfalls entgangen.

2.795 Kilometer und 24.100 Höhenmeter haben sich bisher zusammen geläppert. Knapp 124 Stunden reine Fahrzeit habe ich dafür seit Land's End benötigt. Nur noch 300 Kilometer. Dann ist Schluss.


Edinburgh - Hexham











Dienstag, 17. Juni 2014

17. Etappe Arbroath - Edinburgh

Seit langem habe ich wieder so richtig gut geschlafen, wie selten in fremden Betten. Muriel und Paul gaben alles und haben mir ein sehr reichhaltiges Frühstück mit jede Menge Kalorien für den Tag bereitet. Einschließlich selbstgemachter Marmelade.
Paul gab mir noch ein paar Tipps mit auf den Weg, wie ich die A92 in Richtung Dundee vermeiden konnte.Er war dort wohl schon länger nicht mit dem Rad unterwegs, denn der angesprochene Radweg, direkt am Strand entlang existierte noch für knapp zwei Kilometer, dann begleitete er die A92. Bei Carnoustie kam ich dann wieder an die Küste und folgte dem Weg durch gepflegte Golfplätze und Fichtenwald bis Boughton Ferry, kurz for Dundee. Hier führte ein Radweg durch schmuddelige Industriegebiete bis hin zur Tay Bridge - der Brücke über den Firth of Tay. Mit einem Lift konnten das kleine Schwarze und ich hochfahren und den Fluß sicher überqueren.
Auf der anderen Seite angekommen, folgte ich weiter dem Radwanderweg. Und verhedderte mich völlig. Das Ding folgte direkt dem Strand und war dann irgendwann selbst ein Teil dessen. Unbefestigt. Wahlweise nur Sand (=schieben), mehr oder weniger grobe Steine (=Schiet bei nicht voll aufgepumpten Reifen) oder Tannennadeln (=angenehm). Knapp 20 Kilometer Umweg habe ich mir auf dem Weg nach St. Andrews dabei eingefangen. Schön war es aber irgendwie trotzdem ein wenig. Die Sonne schien, es war mit 20 Grad der wärmste Tag des Jahres hier oben. In St. Andrews habe ich mir die Zeit genommen ein wenig durch die ungemein schöne Altstadt zu fahren und habe für zum ersten Mal auf der Reise unterwegs ein Ale gegönnt. Als Begleitung zu einer Portion Pommes. Der Motor wollte heute nicht rund laufen.

Nebenan gab es noch einen Bikeshop, wo ich endlich wieder Luft nachtanken und den richtigen Druck auf die Reifen bringen konnte.

Ihr habt es schon bemerkt: Seit Tagen gibt es wenig Aufregendes über die Landschaft zu berichten. Hier an der Ostküste Schottlands herrscht viel sattes Grün vor. Weiden, Wiesen und Felder. Ab und an gibt es Sandstrände. Wilde Steilküsten sind selten.

Zwischen St. Andrews und Kirkcaldy folgte ich der A 915 und nicht der geplanten Strecke über Nebenstraßen - und konnte so zu Lasten des Erholungswertes einige der Mehrkilometer wieder gut machen.Von Kirkaldy war ich enttäuscht. Ich hatte ein hübsches Städtchen erwartet - es war schmuddelig und hektisch.
Weiter also über A-Straßen bis zur imposanten Brücke über den Tay of Firth. Auch hier gab es einen Fuß- und Radweg über den Fluss. 
Nur noch 22 Kilometer bis zum Hotel. Ich war jetzt bereits in den Außenbezirken von Edinburgh angekommen und fuhr nun durch mal mehr, mal weniger schöne Wohngebiete. Zum Teil auf einem sehr gt ausgebauten Radweg, auf dem viele Rennradler unterwegs waren. Von Sehenswürdigkeiten oder vom Stadtzentrum bekam ich allerdings nichts zu sehen. 
Knapp 5 Kilometer vor dem Ziel gab auch Petrus noch einmal alles und ließ vom Himmel schütten, was er noch hatte. Patschnass von oben, von unten und einige Male auch satt von der Seite. Von vorbeifahrenden Autos und Bussen.

Ich habe in den letzten Tagen überlegt, ob es sinnvoll ist, in Edinburgh tatsächlich einen weiteren Ruhetag einzulegen.Das würde bedeuten, dass ich am letzten Tag noch 160 Kilometer vor mir habe. Im Grunde nicht schlimm, aber es darf dann auch nichts passieren, was das Erreichen der Fähre gefährden könnte. Als ich im Hotel eincheckte, dass nicht nur sehr weit außerhalb von Edinburgh liegt, und außerdem eine weitere Niete ist, habe ich mich für Plan B entschieden. Ich fahre also schon am Mittwoch anstatt am Donnerstag wie geplant weiter und werde dann spätestens den letzten Abschnitt so verkürzen, dass ich am Samstag nur noch ca. 80 Kilometer vor mir habe. Ich könnte dann beispielsweise im Raum York übernachten.

16. Etappe Peterhead - Arbroath

Unter dem Strich war das nicht so ganz mein Tag.
Die Unterkunft: so lala. Das Frühstück auch. Abgesehen davon, dass ich mir nicht sicher war, ob ich Tee oder Kaffee bekommen habe. Aaaber: die Sonne blinzelte in den Frühstücksraum und draußen war es nur frisch. Nicht kalt zur Abwechslung.

Als ich das kleine Schwarze aufgesattelt habe gab es gleich zwei Überraschungen. Sonne weg - und die Luft aus dem Hinterreifen auch. Das kann ja mal passieren. Schlauchwechsel direkt vor der Haustür in jetzt nur noch 15 Minuten. Das Training sollte sich noch auszahlen. Im Laufe des Tages hatte ich insgesamt vier Platten. Alle hinten. Bei genaue Betrachtung des Reifens stellte sich heraus, dass dieser nicht nur ziemlich abgefahren war, sondern auch einige Löcher aufwies. Beim letzten Wechsel habe ich ihn dann nach vorne gezogen, weil mir trotz eines Nachkaufs die heilen Schläuche ausgingen.

Die Strecke heute war wie befürchtet. Zu einem Großteil befuhr ich die A90 und die A975. Beides sind stark befahrende Hauptstraßen. Da bleibt nicht viel Zeit zu rechts und links gucken. Sonst hat man schnell einen Platten, bei dem Mist, der hier rumliegt. Wirklich unglaublich...
Aberdeen nach 50 KM und zwei Platten. Eine unangenehme Großstadt. Bloß nicht aufhalten und rasch weite nach Stonehaven. Hier wurde das Fahren dann etwas relaxter. Auf der A92 und manchmal auch auf beschaulichen Country Lanes erreichte ich irgendwie, mittlerweile im strahlenden Sonnenschein, Montrose. Vorher kaufte ich in Inverbevie noch zwei neue Schläuche. Direkt nachdem ich dort auch noch Luft aufgetankt hatte, flog mir auf dem Marktplatz der dritte um die Ohren. Mitten auf dem Marktplatz einen Schlauchwechsel. Da ist man natürlich der Horst... :-):-):-)

Mit dem vieren dauerte das nicht mehr ganz lange. Direkt vor einem Cafe. Die Leute dort kamen heraus und boten mir an, nach der Reparatur doch ihre Toilette und das Waschbecken zum waschen zu benutzen. Na ja. Der Rosinenkuchen und der Kaffee waren auch ganz gut, so draußen in der Sonne.
Ich frage mich, warum ich bei dem Mist so tiefen-entspannt geblieben bin. Normalerweise bringt mich schon eine Panne total aus der Fassung.

Saskia hatte inzwischen zwei Fahrradläden in Arborath gegoogelt, wo ich neue Reifen und Schläuche kaufen wollte. Zu dem einen bin ich auch direkt nach dem duschen in einem einem erneut tollen Bed u Breakfast gestiefelt. Drei Minuten vor Geschäftsschluss.

Nach einem ausgiebigen Essen in einem Pub im Hafen bin ich dann heim und habe beide Reifen getauscht. Somit komme ich heute auf sechs Schlauchwechsel. Es reicht...

Arbroath ist übrigens ein ganz nettes Städtchen mit Fußgängerzone und ein paar Restaurants und Kneipen am kleinen Hafen.

Fotos gibt es später. Ein paar habe ich dann doch gemacht.

Guten Morgen aus Arbroath

Wenn alles gut geht, und ich dann wieder WLAN zur Verfügung habe, gibt es den nächsten Blogeintrag heute Abend aus Edinburgh

Bis dahin








Montag, 16. Juni 2014

15. Etappe Dufftown - Peterhead

Irgendwie tat es mir schon ein wenig Leid, dass ich meine angenehme Unterkunft und den ruhigen Ort nach einem erneut ausgiebigen Frühstück schon wieder verlassen musste.

Das kleine Schwarze war gut gelaunt, die Kette schnurrte und alle Gänge ließen sich schalten, als ich auf regennassen Straße wieder nach Norden fuhr. Eigentlich ja in die falsche Richtung, aber ich wollte unbedingt wieder an die Küste und das Stück bis Fraserburgh daran entlang fahren, auch um keinen weißen Fleck auf meiner Landkarte zu haben.

Die gut 40 Kilometer hoch bis Portsoy waren sehr abwechslungsreich. In zweierlei Hinsicht. Ich folgte wieder einmal den Country Lanes, anstatt A und B-Straßen. Da war ich dann zum größten Teil alleine mit mir und der Natur – die nicht so fürchterlich aufregend war, um erwähnt zu werden. Die Ruhe zu genießen ist schon herrlich.
Abwechslung brachte das Wetter. Auf keiner anderen Etappe (bislang) habe ich so oft die Kleidung gewechselt, wie auf dieser. Buchstäblich und ohne jede Übertreibung wechselte das Wetter oft von einer Minute auf die andere. Nicht zwischen Sonnenschein und noch mehr Sonnenschein, versteht sich.
Ab Portsoy ging es tendenziell weiter nach Osten, dabei hatte ich endlich einmal wieder einen anständigen Rückenwind, der mir dabei half, die fiesen mehr oder weniger kurzen Stiche zu bewältigen.  Die B9139 und später die B9031 führten über Banff und Macduff 50 Kilometer entlang der Küste bis Fraserburgh. Ab und an gab es zwischen den Hügeln des Farmlandes schöne Ausblicke auf das Meer, die leider zumeist durch tiefhängende Regenwolken getrübt wurden. Banff und Macduff, schienen schöne Städtchen zu sein. Aufgehalten habe ich mich dort nicht. Es war einfach zu kalt. Und zu nass. Ein 20 % Anstieg war heute das Highlight, das ich ohne abzusteigen gemeistert habe :-)
Den Fischerort Fraserburgh habe ich nur durchfahren, um dann wieder den Kurs auf die Adria nach Süden zu nehmen. Jetzt wieder auf den A90 und A952 bis Mintlaw, wo ich das Bed & Breakfast gebucht hatte.

Zu meiner unangenehmen Überraschung war niemand zu Hause, als ich eintraf und auch das Telefon klingelte nur durch. Das Dorf gab indes nichts her, wo ich mich hätte aufhalten können, um die Zeit bis zur Rückkehr der Leute zu überbrücken.

Mehr oder weniger zufällig, kam Ross des Weges. Mit Ross, einem langjährigen Kollegen, wollte ich zusammen zu Abend essen. Er kam gerade von seiner Tochter  (es war Vatertag) und wollte nachhause. Er lud mein ganzes Geraffel in seinen AMAROK und wir fuhren erst einmal Kaffee trinken. Das warme Auto und der heiße Kaffee ließen dann meine Laune auch wieder ansteigen – wobei die sooo furchtbar schlecht nicht war. Als wir zurück kamen, waren auch die Leute vom B & B wieder zuhause und ich konnte duschen und meine Wäsche waschen.
Ross hat mir später dann noch Fraserburgh und etwas von der zum Teil sehr schönen Umgebung gezeigt. Im Hafen von Fraserburgh schwammen nicht nur Fischerbote sondern auch Seehunde. Für mich eine Attraktion – für Ross alltäglich. „Die sind hier immer“. Das klang für den Fischer mehr nach Plage als nach Sehenswürdigkeit.

Nach einem guten Essen  im Hotel Kilmarnock Arms in Cruden Bay sind wir dann noch ein wenig an der Küste entlang gefahren. Traumhaft!

Das Hotel hat im übrigen bereits den Autor von „Dracula“, den Iren Bram Stoker beherbergt. Bram Stoker soll bei einer Wander zur (heutigen) Ruine „New Slains Castle“ der Gedanke zu Dracula gekommen sein. Den Rest kennen wir ja alle.

Peterhead

Irre, diese Küstenlandschaft hier und das Gelabere der unzähligen Meeresvögel, die sich hier ihren Schlafplatz suchen - es war ca. 22::20 (deutsche Zeit), als diese Aufnahmen bei Cruden Bay, etwas südlich von Peterhead gelegen, entstanden







Dufftown - Peterhead

Dufftown - Peterhead

Da wird einem trotz Regen und kaltem Wind rasch warm



Dufftown - Peterhead


Guten Morgen,
ich habe kaum eine Internetverbindung. Versuche nur kurz zwei Fotos zu laden




Samstag, 14. Juni 2014

Ruhetag

Ich habe mich ja schon ein wenig auf diesen Tag gefreut und hatte mir viel vorgenommen. Viel Nichtstun...
Es kam mir ganz recht, dass Karen, die sich rührend um mich gekümmert hat, Frühstück erst ab 8:30h anbietet. Ich lebe ja so halbwegs nach deutscher Zeit und konnte somit bis 9:00 Uhr ausschlafen, nachdem ich am Abend vorher in der Stadt ausgiebig und lange zu Abend gegessen hatte. Karen hatte mich ins Dorf gefahren - das sind gute 25 Minuten Fußweg - und nebenbei meine Wäsche gewaschen, die ich heute nach dem Frühstück zurück bekam. 


Rührei, Räucherlachs, Tomaten, Pilze, Toast, Müsli, O-Saft, Kaffee...

Gut gestärkt stand ich dann schon um kurz vor 10 Uhr vor der Glenfiddich Destillery, machte ein paar Fotos und nahm an der kostenlosen Führung teil. Es gibt noch zwei weitere Führungen, dann kostenpflichtig, über 1,5 und 3 Stunden. Da sieht man dann auch den Betrieb

Die Low-Budget-Führung hingegen ist kurz und schmerzlos: Ein gut gemachter Film über die Entstehung bis heute. Wechsel der max. 10-Mann-Gruppe in einen anderen Raum. Verkostung der drei hergestellten Whiskys (12 / 15 / 18 Jahre gelagert) und tschüß.
Über Herstellung sieht und erfährt man nichts. Da hätte ich vielleicht doch die GBP 10 investieren sollen.




.

Anschließend schlenderte ich weiter ins Dorf - für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich am Vorabend doch noch ein interessantes Geschäft übersehen hatte - und schließlich zurück zum Zimmer. Mehr als 5 Kilometer sollen es wohl gewesen und somit gönnte ich mir ein kurzes Power-Napping. Die Augenlider auf innere Verletzungen kontrollieren ;-)

Anschließend kam das kleine Schwarze zu seinem Recht. Bei (Achtung:!!!) etwas Sonnenschein stellte ich es im Garten auf die Wiese und putzte den gröbsten Dreck weg, reinigte und ölte die Kette und so weit möglich
Zahnkränze und Ritzel. Währenddessen servierte mir Karen einen selbst gebackenen warmen Blaubeer Muffin un einen Kaffee. Sie freute sich über das milde und jetzt trockene Wetter. Sprach's, verschwand im Haus und ich hatte Mühe das Rad und mein Werkzeug schnell ins Trockene zu bringen...

Bei einer Dose Bier reparierte ich für den Fall der Fälle dann noch die beiden kaputten Schläuche, nahm ein Bad in der Wanne und genehmigte mir ein weiteres Nickercken. Danach lesen, Musik hören, Bilder sortieren und sichern, die 18. Etappe etwas umplanen, weil sie mir mittlerweile als zu schwer anmutet. Na ja. dann war es auch schon Zeit für den Fußmarsch zum Abendessen im Dorf. 

Ein wenig Ruhe also für Achilles, der immer noch vor sich hin schmollt. Ich vermute, dass es der relativ hohe aber weiche Schuh ist, dessen Hacken drückt. Wenn ich mit meinen dünnen Nike's gehe, habe ich keine bzw kaum Schmerzen. Eine Woche noch. Das soll wohl passen.

Unglaublich, wie schnell so ein Tag mit Nichtstun herum geht.

Morgen geht es weiter. Zunächst etwas nach Norden an die Küste nach Banff und dann weiter über Fraserburgh nach Peterhead. Eine kurze Reise, an deren Ende ich Ross, einen Kollegen treffe, den ich seit vielen Jahren nicht gesehen habe. darauf freue ich mich schon.


Freitag, 13. Juni 2014

14. Etappe Tain - Dufftown

Ich hatte mich schon auf den letzten 100 Kilometern im Landeanflug nach John O'Groats gefragt, was und 
vor allem wie wohl meine Motivation weiterzufahren in den verbleibenden Tag sein würde. Mit der Beendigung von LEJOG ist das primäre Ziel ja eigentlich erreicht.Eigentlich. Wenn da nicht noch ca. 1500 Kilometer bis nach Hull zwischen liegen würden.


Die Motivation heute: Am Samstag ist ein Ruhe- und Rumgammeltag. Dazwischen noch gute 100 hügelige Meilen.

Bill, der B & B-Mann hatte mir empfohlen, eine kleine Passagierfähre von Nigg nach Cromarty über den Cromarty Firth zu nehmen und damit der stark befahrenen A9 zumindest für eine Weile aus dem Weg zu gehen. Den Rat habe ich gerne angenommen.

Bis zur Fähre im Schatten einer Ölraffinerie und einer Werft für Ölplattformen waren es gerade 17 Kilometer. Das kleine Schiff hatte gerade abgelegt als ich ankam, was mir eine frühe Pause von einer halben Stunde bescherte.

Ab Cromarty fuhr ich dann zügig auf einer schönen, ruhigen A832 in Richtung A9. Und in den den Regen hinein.Zum ersten Mal kam heute zusätzlich zur Regenjacke und den Überschuhen noch meine Regen-Überhose zum Einsatz. Alles zusammen hält zwar einigermaßen dicht, aber bei der Anstrengung hat man schon nach kurzer Zeit dasselbe Klima unter, wie über der Kleidung. Zumindest bleibt es erst einmal warm.

Auf der A9 habe ich wieder den Kopf zwischen die Schultern genommen, und habe mich sehr auf die Hindernisse auf der Straße konzentriert, um mir nicht noch einen weiteren Platten einzuhandeln. Kurz vor Inverness hielt ich kurz auf der Brücke über den Moray Firth um Fotos von der bleigrauen, fast glatten Nordsee zu machen, um mich von der äußeren Regenschutzschicht zu befreien. Es hatte kurzzeitig aufgehört zu regnen. An Inverness vorbei musste ich noch auf der A9 bleiben. Ein Vergnügen war das nicht. Zu viel Verkehr, Gischt vorbeifahrender LKW, Busse und PKW und zu dem ein laaaanger Anstieg, der mich ordentlich ins Schwitzen brachte.Insgesamt werden es gute 20 Kilometer überwiegend bergan gewesen sein, bis ich Gipfel des Slochd erreicht hatte.Dann endlich konnte ich bei Carrbridge in Richtung Duffton und Spey Valley abbiegen. Deutlich nasser wurde es, aber auch wieder deutlich schöner. In etwa so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Zwischendurch war ich dann wieder alleine. Mit den den Schafen. Später waren auch die nicht mehr da. Ob es an meinem eigenen Geruch gelegen hat? Man weiß es nicht....












Irgendwann war dann auch der Tag beendet. Dufftown wird an fast jeder Ecke vom angenehmen Geruch der Destillen überlagert. Mein B & B liegt einen Steinwurf von Glenfiddich entfern, hinter meinem Zimmer plätschert der River Fiddich munter vor sich hin. Wochenende!